RÜCKBLICK

Das 14. Literaturfest München zieht Bilanz

München liest!

»Wann fanden lebhafte Debatte und purer Lese- und Hörgenuss je so mitreißend zueinander und feierten die gesellschaftsstärkende Kraft der Literatur? Von Omri Boehms wichtiger, bewegender Eröffnungsrede zum Krieg in Nahost über jubelnd-zippelige Kindertrauben im Familienprogramm der Münchner Bücherschau bis hin zum queer rauschenden Abschlussbally der Münchner Schiene in der Monacensia: Für drei volle Wochen wurde die ganze Stadt zum Buch – wer darin eintauchte, stieß auf immer neue fesselnde Seiten.«
(Anton Biebl, Kulturreferent der Landeshauptstadt München)

Das Literaturfest München ist am 3. Dezember 2023 nach 19 ereignisreichen Tagen zu Ende gegangen und über 50.000 Besucher_innen zeigten eins ganz klar: München liest!

Die 64. Münchner Bücherschau, das von Lukas Bärfuss kuratierte »Forum«, die von der Monacensia gestaltete »Münchner Schiene« und das Festprogramm des Literaturhauses mit dem Buchmarkt »Andere Bücher« erschufen gemeinsam genau das literarische Mosaik, das das Münchner Literaturfest in all seinen Facetten so einzigartig macht.

Zu dieser Bandbreite haben auch die unterschiedlichen Veranstaltungsorte beigetragen, die als Partner gewonnen werden konnten: Besucher_innen durften sich neben Veranstaltungen im Haus der Kunst, im Literaturhaus und in der Monacencia im Hildebrandhaus u.a. über Veranstaltungen in der LMU, dem Gasteig HP8, den Kammerspielen, dem Habibi Kiosk, dem Fat Cat und dem Residenztheater freuen.

Tanja Graf, Geschäftsführerin des Literaturfests, betont: »Das großartige Münchner Publikum hat sich auch in diesem Jahr vom Literaturfestgedanken tragen lassen – und zeigte sich aufgeschlossen und diskussionsbereit für ein ebenso politisches wie poetisches Programm. Für uns Veranstalter ist es herrlich, wenn die Festivaldynamik greift und jeder Abend in seiner Unterschiedlichkeit von einem höchst interessierten Publikum angenommen und gefeiert wird.« Lukas Bärfuss stieß in seinem hochpolitischen Forum unter der Überschrift »Was wir erben, was wir hinterlassen« zusammen mit internationalen Autor_innen, Wissenschaftler_innen und Denker_innen wie Joachim Gauck, Arundhati Roy, Alice Hasters, Dinçer Güçyeter, Marlene Engelhorn u.v.a. virulente gesellschaftliche, naturwissenschaftliche, wirtschaftliche und literarische Debatten an.

Das Literaturhaus präsentierte in der zweiten Festival-Woche die wichtigsten Neuerscheinungen des Herbstes (Daniel Kehlmann, Valery Tscheplanowa, Tonio Schachinger u.a.) und beim Buchmarkt »Andere Bücher« am letzten Literaturfest-Wochenende die Programme von 30 unabhängigen Verlagen.

Bei der Münchner Bücherschau hieß es in diesem Jahr: neue Räume, neue Möglichkeiten, neue Geschichten! Sie zog mit der großen Buchausstellung und einem umfangreichen Programm Menschen aller Altersklassen ins Haus der Kunst. Beliebte und bekannte Autor_innen wie Sebastian Fitzek, Ursula Poznanski, Daniel Speck, Deborah Feldman oder Harald Lesch sorgten für ausverkaufte Veranstaltungen, neue Formate wie ein Live-Rollenspiel, ein immersiver Raum oder ein Speed Dating der Indie-Buchverlage wurden erfolgreich eingeführt, und die neuen Räumlichkeiten ließen Klein und Groß viel Platz für das Entdecken von Neuerscheinungen aus insgesamt 300 Verlagen. Natürlich ist auch die Verleihung des Geschwister-Scholl-Preises an David Van Reybrouck (Laudator war Forum-Kurator Lukas Bärfuss) ein fester Bestandteil der Münchner Bücherschau.
Besonders beliebt war auch in diesem Jahr das Lesungsangebot für Kinder und Jugendliche, bei dem sich Publikumslieblinge wie Margit Auer, Martin Baltscheit und Alex Rühle die Klinke in die Hand gaben. Auch das Werkstattprogramm von Kultur & Spielraum und die Vorleseaktionen von Lesefüchse e. V. und MKids e. V. fanden viel Zuspruch und konnten sich über zahlreiche kleine Lesefans freuen. Im Schulklassenprogramm haben 5.000 Schüler_innen mit unzähligen Fragen die Gelegenheit genutzt, mit den Autor_innen ins direkte Gespräch zu kommen. Ein weiteres positives Signal für die Zukunft des Lesens.
»Literatur lebt und entwickelt sich stetig weiter – inhaltlich, aber auch durch neue Formate und Möglichkeiten. Ich freue mich sehr, dass wir mit dem Haus der Kunst als Heimat für die Buchausstellung und Ankerpunkt unserer Veranstaltungen einen Partner gefunden haben, der uns das ideale Umfeld bietet, ein intensives und umfassendes Leseerlebnis für Kinder, Jugendliche und Erwachsene zu schaffen«, so Klaus Füreder, Vorsitzender des Landesverbands Bayern im Börsenverein des Deutschen Buchhandels.

Die Münchner Schiene feierte zum zweiten Mal die literarischen Geschichten und die Vielstimmigkeit dieser Stadt. In diesem Jahr kuratierten Anke Buettner und Rebecca Faber für die Monacensia im Hildebrandhaus das Programm. Erfahren und kennenlernen konnte man Vieles: Mit was beschäftigt sich die aktuelle und ehemalige freie Szene, wie verändert sich der Beruf von Autor_innen durch Globalisierung und Social Media, wie geht schreiben, wenn man aus einer Diktatur flieht und in München als Exilant_in neu anfangen muss, wie finden Gedichte ihre passende Übersetzung, und was ist eigentlich ein Game Narrative? Die lockere und informelle Atmosphäre brachte erfahrene Besucher_innen und Menschen, die noch nie auf Literaturveranstaltungen waren, zusammen.

»Alle Veranstaltungen waren Highlights für uns. Durch die enge Zusammenarbeit mit unseren Ko-Kurator_innen hat sich unser Blick auf die Münchner Literaturszene deutlich erweitert. Vor allem bei den Festen nach den Lesungen haben sich interessante neue Verbindungen ergeben. Wir geben das Staffelholz gerne weiter und freuen uns auf die nächste Ausgabe der Münchner Schiene.« Anke Buettner und Rebecca Faber


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